Immer mehr Menschen von Wohnungsverlust bedroht
Beratungsstellen zur Wohnungssicherung verzeichnen die bisher höchsten Klient:innenzahlen und sind an der Grenze der Belastbarkeit. Den Hilfesuchenden geht es dabei nicht immer nur um Mietrückstände, sondern generell um leistbares, dauerhaftes Wohnen. Über langfristige Lösungen sprachen Sozialorganisationen aus ganz Österreich nun in Vöcklabruck mit Vertreter:innen aus Politk und dem gemeinnützigen Wohnbau.
Was tun, wenn man kurz davorsteht, die eigene Wohnung zu verlieren? Oberösterreichische Sozialorganisationen spüren, wie brisant diese Frage in Zeiten von steigenden Mieten und allgemeiner Teuerung für viele wird. Denn immer mehr Menschen wenden sich an Beratungsstellen für Wohnungssicherung.
„Wer die Miete nichtmehr bezahlen kann, hat vorher schon alles versucht“, meint Stefan Hindinger. Er ist Leiter der Sozialeinrichtung „mosaik“ und Vorstandsmitglied der BAWO, dem österreichischen Dachverband der Wohnungslosenhilfe. Er weiß: „Die Beratungsstellen sind für viele eine letzte Anlaufstation, um nicht wohnungslos zu werden.“
Es braucht mehr als kurzfristige Hilfen
Bis zu 50% mehr Menschen wenden sich im Vergleich zum Vorjahr etwa an die Wohnungssicherung bei mosaik. Oft müssen Sozialarbeiter:innen so priorisieren und können nur noch die dringendsten Fälle behandeln. Damit Menschen zumindest fürs Erste in ihrer Wohnung bleiben können, können Mietrückstände übernommen werden. Doch, so Hindinger: „Wir können den Leuten Luft verschaffen. Das löst aber langfristig nicht das Problem, dass Wohnen für viele einfach immer schwerer leistbar wird.“
Erschwerter Zugang zu leistbarem Wohnen
Mietrückstände sind zudem nur ein Teil der vielen Probleme, mit denen Menschen zur Wohnungssicherung kommen. Besonders junge Erwachsene haben etwa vermehrt Schwierigkeiten, überhaupt erst am Wohnungsmarkt Fuß zu fassen. Der Housing First Ansatz kann hier Abhilfe verschaffen: Wohnungslose Menschen werden so direkt in die eigene Wohnung vermittelt und dort von Sozialarbeiter:innen begleitet. „Um alle Zielgruppen langfristig unterstützten zu können, braucht es einen massiven Ausbau von Housing First Angeboten“, fordert Hindinger.
Gespräche mit Politik und Wohnwirtschaft
Auch außerhalb Oberösterreichs sind Beratungsstellen zur Wohnungssicherung ausgelastet. mosaik lud darum gemeinsam mit der BAWO zu Wochenbeginn zur Fachtagung Delogierungsprävention ein. Über 60 Expert:innen der Wohnungslosenhilfe aus ganz Österreich kamen zusammen, um Lösungen zu diskutieren. Der Grundkonsens: Um zu verhindern, dass immer mehr Menschen wohnungslos werden, gibt es Handlungsbedarf über die Sozialwirtschaft hinaus.
Gespräche mit Landesrat Wolfgang Hattmansdorfer fanden darum ebenso Einzug in das Programm der Fachtagung wie Vorträge von GBV-Obmann Stv. Herwig Pernsteiner, Mieter:innenvereinigung OÖ Geschäftsführerin Nicole Hager-Wildenrotter und Heinz Stöger von der Arbeiterkammer Oberösterreich.
„Neben dem intensiven Austausch wurden bei der Tagung klare politische Forderungen formuliert. Vom Ausbau des gemeinnützigen Wohnungssektors über die Einschränkung befristeter Mietverträge bis hin zur Absicherung der Beratungsstellen und massiven Ausbau von Housing First. Wir als BAWO bleiben bei diesen Themen dran“, schließt Hindinger.